Donnerstag, 30. Dezember 2010

Freitag, 10. Dezember 2010

der einsiedler


















seine hütte ist am ende des weges, am ende der forststrasse, wo man mit dem wagen auch nur hinkommt, wenn man den gutgehüteten schrankenschlüssel der bundesforste bekommt. danach ist nur mehr ein gipfel, den - wegen der optisch unklaren topographie - gleich drei gipfelkreuze zieren. und unter ebendiesen gipfel stapfen wir herum, mit unseren nagelneuen schneeschuhen, gemütlich - und erfreuen uns am schönen wetter. danach kehren wir in seiner hütte ein, die tür ist offen und auch sein wachhund, der uns die ganze letzten stunde nachgebellt hat, gerade so als ob wir eindringlinge in seinem revier wären, zeigt uns das wir willkommen sind.









innen dann eine alte hütte, ein alter tisch, namensgekerbte platte und geölt durch das fett verschwitzter hände, die einstmals die axt geschwungen haben mögen und jetzt die superleichten ausziehbaren skistöcke mit den ergonomischen griffen gewohnt sind. im eck ein alter herd und ein käsekessel, holzbefeuert, die hochtechnologie in form einer alten mikrowelle ist - wie ein verbotenes glücksspiel - in ein hinterzimmer verbannt.

und er, der sogenannte hüttenwirt ein hiesiger offensichtlich, aber nicht wie man sich einen solchen - auch bei umfangreicher hüttenwirte-menschenkenntnis - vorstellen würde. viel zu weltlich für diese abgeschiedenheit, das gewand zu stylisch, der bart zu modisch und präzise geschnitten, die sprache - in der er uns unsere bestellungen entgegennimmt und uns die örtliche speisekarte übersetzt, zu ruhig, zu zurückhaltend als wir es von den geselligkeitsüberschäumenden urigen bergfexen - auch zur genüge - gewohnt sind.











wir trinken unser bier und unseren sporer-punsch, essen unsere kasspressknödel- und würstelsuppen, erklären der belgierin (nachdem sie es am eigen leib unbeabsichtigt ausprobiert hat) was krenn ist...und die ganze zeit frage ich mich was sein geheimnis ist, was ihn hier her treibt....ob es etwas gibt was ihn davon treibt, hier herauf in die doch-nicht-ganz einsamkeit. ich lasse meinen fotoapparat durch den raum gleiten, bestrebt die atmosphäre einzufangen. aber außer dem ofen, der tischplatte und einem häferl, wie es meine großmutter hatte (neu aufgelegt) wird es nichts auf den speicherchip der nikon schaffen. also drifte ich dem hund hinterher - streichle ihn wenn er näher kommt und rede mit ihm (auch dass eine neue angewohnheit..genauso wie am tage davor das zugpferd am weidezaun)

...irgendetwas hemmt mich hier so einfach drauf los zu fotografieren, loszuschießen, die motive vor meine linse zu zerren wie den delinquenten vor das exekutionskommando. auf dem tellerboard (das hier sicher anders genannt wird) und in dem sich vier echt antik anmutende große blaukeramik-teller (was sonst) präsentieren liegt obenauf ein Colt, der für ein Spielzeug etwas zu groß und in der form etwas zu ausgefallen wirkt aber für eine echte Waffe zu sehr nach plastiksilber glänzt. alleine der colt wäre ein super-motiv, und in seiner spielzeughaftigkeit ganz unverfänglich, aber meine suspekte neugierde dadurch nur noch mehr angestachelt.

WAS IST SEIN GEHEIMNIS? und ich komme von dieser Frage nicht los (auch weil du Detektivgeschichten gerade liest) während am Tisch die schulfreien Tage und die neuen Schneeschuhe erörtert werden.

Und dann hab ich es gefunden - ober besser gesagt - sie gefunden.
(Weil hinter vielen Geheimnissen eine Frau steckt und jede Frau ein Geheimnis bleibt)
Sie hängt in Form einer Fotocollage im rechten Eck, im halbschatten. Es sind wenigsten 12 Fotos, unterschiedliche Menschen in unterschieldichen Gruppierungen, auf den Hintergrund habe ich nicht geachtet und auf wenigstens vier bildern ist SIE drauf, die farbe oder art des dirndls das sie trägt hab ich vergessen falls ich es jemals wahrgenommen hab.

der burner aber (der hammer, wenn nicht DAS geheimniss so doch EIN geheimniss das jede andere frage in den schatten stellt) ist das bild oben in der mitte. Rein objektiv ist es ein portrait und sie lächelt in die kammera......in wahrheit:

Eingeborene stämme fürchten das fotografiert werden (vor allem fotos des gesichtes, denn die augen sind der weg zur seele) weil sie annehmen, das ein teil ihrer seele gefangen wird.......und fotos (wie dieses) tun genau das!

sie zwacken dir zwar nicht einen teil der seele ab um sie immerfort in ihren kleinen schwarzen kasten zu sperren, aber sie fangen die seele eines menschen, die seele eines gefühles, die seele eines momentes ein, konservieren sie und machen sie anderen zugänglich.....und ich hab genug fotos gemacht (und gesehen) um zu wissen das dieses foto - dieser blick - nicht für unsere augen bestimmt ist, weil man solche fotos nur hinbekommt wenn zwischen fotografierten und fotografierer eine beziehung besteht, die an sich nicht zum öffentlichen darstellen geneigt ist...oder wenn man sich als aussenstehender, by-stander, collateral photographer in die blickachse eines verliebeten paares geschummelt hat, oder wenn man im nachhinein - als im moment des abdrückens wahrgenommerner fotograph - etwas auf den bildern entdeckt, das man nicht erwartet hat......

.....gezwungen den innigen blick einer verliebten frau zu ertragen die man nicht einmal kennt...es sind schon teufelszeug diese schwarzen fotokästen

wir brechen auf, und ich kämpfe mit mir ihn zu fragen "wer sie ist", aber da ich - blühende eingebung, dramatische fantasie - mit sicherheit erwarte zu erfahren "wer sie war", lasse ich es bleiben - außerdem ist mein rätsellösungsbedürfniss mehr als ersatzbefriedigt durch diesen blick in ihren augen....





der hund blickt uns nach, hat das bellen ja schon aufgegeben nachdem wir eingekehrt sind, ist die ganze zeit um uns leise herungewedelt - sanft und treuherzig - und unendlich flink als die belgierin in ihrem krenn-schock einen teil ihres würschtels zu boden fallen lässt

er zwinkert in die sonne
und wir machen uns davon




und am ende wieder mal nur spuren im schnee die nächstes frühjahr weggetaut sein werden und übrig bleibt nur eine erinnerung die in andere trägermaterialien eingekerbt ist

timeout in großarl (2010)

advent


und der schnee brannte


traces of a forgotten border

weihnachten ist überall

jedem sein kreuz

zufall

lost

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angels dark and light