Mittwoch, 30. September 2009

der navigator und die königin des mars (fragment)

wie oft schon hat sie sich
meiner profession anvertraut,
aber das gibt mir nicht das recht
wie ein heizer zu ihr zu sprechen

ihre scharfen worte
der zurückweisung
als ich ihren stab beleidigt habe
sie steht zu den ihren
und inzwischen bin auch ich schon
unter ihren loyalität geflogen

unausgesprochene befehle?
unbedingte gefolgschaft?
streitpunkt für ihre chronisten
lange nach uns

unten zwischen den generatoren
verständnis für die leidenschaft der maschinisten
abseits jeder höflichkeit

geisterstunde
im roten canyon
die präsenz
nichtanwesender

wir reden von ihren kindern
und meinen teenagern
und dennoch fällt es mir schwer
sie als mutter zu sehen

sie hat mich
mit hinauf in ihren blauen himmel genommen
kratzen am firmament
über der reichen stadt
und dennoch
hat die sterne
sie noch nicht vergessen

(inspired by robert. K. heinlein: die bürgeRin des mars)

Montag, 28. September 2009

the cur(s)e

der erste sündenfall
geschieht immer in der jugend
und aus liebe

ein mädchen
eine zurückweisung
- wir können doch freunde sein -
und ein hunger der nimmt
was er kriegen kann

ICH BEREUE NICHTS

die langen jahre an ihrer seite
das leben unter ihrer oberfläche
dort wo ihr blut pulsiert
er atmet ihre gefühle
wie ein embryo sein fruchtwasser

ein erster kuss
geschwisterlich
in der talsohle ihrer angst
die besiegelung eines längst geschlossenen
paktes der in die schächte führt

ICH BEREUE NICHTS

das lange fasten
das dennoch nur ein atem hohlen

zwei die sich
aneinander verlieren
und damit die alten teufel wieder beschwören
- der SCHMERZFRESSER ist wieder da

ICH BEREUE NICHTS

wie gut es schmeckt
so frisch
so echt
so bedeutend

im hinterzimmer der seelen
im kartoffelkeller der herzen
in den lagerhäusern der erinnerung
was hat die sonne uns noch zu geben?

ICH BEREUE NICHTS

auf der jagd
da ist noch etwas nekröses gewebe
unter deiner narbe
ich nehme es gerne mit einem schuss
bitternis und zweifel

Zeig mir deine dunkle seite
ich will dir nur helfen

ICH WERDE ES NICHT BEREUEN

Donnerstag, 24. September 2009

fightclub - (ECHTZEIT)




fightclub mit den jungs
und wir wollen es heute wieder wissen

seine schläge dreschen
wie ein hagelschauer auf mich
aber ich kann sie halten
weiß nicht wie
ein paar worte heute vormittag
haben mich ebenso rund gemacht wie meine bewegungen
dutzende treffer
aber keiner verletzt

immer wider überraschend
wie viel besser andere deine grenzen kennen
und wie nah sie sich ran wagen

auf EIN bier sind wir noch nie gegangen
männergespräche
weil die quotenfrau heute fehlt
- über frau und kind und wohnung -
phasenverschoben
teenager machen dich alt
aber wieder frei

die jungs verschwinden auf ihren motorrädern,
ihre rücklichter verschwinden im straßenverkehr
wie kometen die in eine sonne stürzen

alleine über den gürtel
zwei vampire gerade aus
eine mit viel bein
eine mit viel dekolleté
ein goldring streift den lederflügel
und ein parfum verheißt ein ungewisses abenteuer
dennoch verschwenden wir keinen blick aneinander

die U-Bahn-Gleise zeichen
einen fluchtpunkt
in die dunkelheit
wie ein unausweichliches schicksal

bei michelbeuern läuft ein mädchen
wie aus einem japanischen computerspiel
über den bahnsteig
ich sauge ihrer bewegungsmuster ein
als ob ich mich davon nähren könnte

zuhause sind die lichter aus
niemand wach der unsere wunden leckt
besser wie ein dieb zu kommen
als wie einer zu gehen

interface


meine finger hasten über die tastatur
torkelnd
wie betrunkene die ihren weg -
wie tänzer
die ihren takt
nicht finden

so ungeduldig
eine sprache die ich zwar denken
aber deren rythmus ich nicht
in die gelenke bringe

will mit meinem lalle-code
meinen server eine
wahrheit aus den eingeweiden zwingen

zahlenreihen fallen
lautlos
wie trockener regen

türmen sich zu
alterspyramiden
die lediglich ein fahler witz gegen den
wind sind
der diese täler hier hineingeschliffen

inferiore interfaces
zwischenwelt
gesichter die niemals lachen

adagio for strings
wäre jetzt fein

Dienstag, 22. September 2009

heimliche Verehrer - FLASHBACK


wie sind in dieser welt
uns nie begegnet

es war der leichtsinn
des augenblickes
der deinen namen
mir verrieht

aus dem dunkel heraus
hab deinen weg
ich verfolgt

bestimmt zum zeugen
deines falls
gefangener meiner hilflosigkeit
treibt mich das mitleid
zum meinem ruf nach rache

alleine,
nichts worauf ich sie lenken könnte

Sonntag, 20. September 2009

exorzismen - REPLAY











































1985
er ist 14
geht noch lange nicht als jugendlicher durch
als er im keller
der alten frau von nebenan
den in die wand geritzen totenkopf entdeckt
dilletantisch aber überzeugend

er ist alleine
kennt nocht keine formel des weißen ritus
und steht als kind alleine
dem schrecken gegenüber



2009
im hinterhof der alten speicherstadt
stösst er auf die frischen kreidestriche
des irren malers


inzwischen weiß er was sich hinter den blinden scheiben befindet
ein teil von ihm ist fasziniert von der linie
(die er selber gerne hätte)
aber er kann den lauernden wahnsinn spüren
wie einen sack schlafender kellerasseln

diesmal aber ist er nicht alleine
ihre nähe
ihre präsenz
ihre aura
reicht aus
um seine geister zu vertreiben

und die ewige schlange im zaum zu halten

Freitag, 18. September 2009

killing ground - REPLAY


in einer nacht
die nach hahnenkämpfe schreit
von den königinnen erwählt


kokette angriffe
die mich aus der reserve locken sollen
aber mich nur noch mehr in meine höhle treiben
(wie wenig man dann doch einander kennt)

federn gelassen
hätten sie mich siegen sehen wollen?
oder hätte ihnen mein brennen gereicht?


eine schlacht verweigert
aber das feld nicht geräumt


die frau glüht
und ich kann nicht folgen


ICH HABE IHRE FARBEN GETRAGEN


dennoch das panner
unter dem zu sterben man bereit
zurück in ihre Hände gelegt


später werden wir einander heim geleiten
durch die fremde stadt
seite an seite
mein arm in bereitschaft
aber unnötig


am nächsten tag
am schwankenden schiff
mein mantel auf ihrer schulter

scharmützel wie die
von letzter nacht
brauchen keinen friedensschluß

der wind in ihrem haar
reicht um zu vergessen

Donnerstag, 17. September 2009

höhlenmenschen - REPLAY

vor vielen jahren
ist dieses verschreckte vieh
aus seiner höhle gekrochen

hatte sich eine kecke frechheit zugelegt
um seine wildheit zu kaschieren
und um darüber hinwegzutäuschen
das es niemals zum alphamännchen
taugt

inzwischen hat es freunde hier heroben

aber es beisst noch immer
vor allem die die ihm zu nahe kommen

wenn er sich nicht bald anpasst
wird man ihn dort hin zurückschicken
wo er hergekommen ist

sofern er nicht domestiziert genug ist
selbst zu gehen

Dienstag, 15. September 2009

sicherheitsabstand - ECHTZEIT


draußen in der parallellwelt,
knapp unterhalb der lichtgeschwindigkeit
scheisst du echt auf jeden sicherheitsabstand

egal ob ihr hansekoggen vor kap hoorn
gamma-korvetten im outer rim
oder avatare seid,
die durchs schwarze eis brechen

wiedereintritt
entschleunigung
heimatkurs
prepare to un-log

runterbremsen vor der hafenmauer
dort wo die zurückgelassenen warten
schubumkehr auf der piste
kehrwieder 8

das aufatmen an der parking position
ist immer auch ein seufzen

greenmile zur kofferausgabe
das langsames sterben der
lemminge die sich in die realität
runter stürzen

am 2. oder 3. tag,
je nachdem wie weit deine äquatortaufe zurück liegt,
beginnen die entzugserscheinungen
der hunger
die sehnsucht
die die jungen dazu bringt verzweifelte dinge zu tun,
aber die wir veteranen
gelernt haben auszukosten
wie alten roten wein
(und auch weil wir wissen,
das unsere dummheit für zwei nicht reicht)

die maschinen kühlen aus
die segel modern
speicherbänke werden gelöscht

die worte die sie sprach,
wie eine narbe in der haut,
die zwar heilen aber nie verschwinden wird,
oder wie eine heimliche tätowierung
die dem eifersüchtigen auge nicht verborgen bleibt

irgendetwas von uns
bleibt immer da draußen

und irgendetwas von da draußen
bleibt immer in uns