Mittwoch, 31. Juli 2013

(tiefflug)

ich kam aus dem halbschlaf
strandgeräusche wie aus weiter ferne
ein sonnestrahl der am ohr brennt

sie kamen tief rein
weit unter dem horizont
enge formation zu dritt
quasi auf augenhöhe

der linke flügelmann
zog hart nach rechts
der rechte etwas nach oben
der mittler voll drauf

ich spürte den luftzug
auf meinen ausgestreckten
aber eingeschlafenen arm
als ich mich erschrocken
und plötzlich wach
(bis auf dem arm eben)
herumwarf

augen in sicherheit bringen
und überlegen welche
aufprallgeschwindigkeit
malteser spatzen brauchen
um meine persols
zu durchschlagen

aufgeregtes tschirpen
und sie weichen aus

es ist immer ein schock
wenn sich plötzlich der
hintergrund bewegt.

(weckruf)

und dann war da diese türkische mutter
die ganz stolz sagte,
das ihr sohn "Cem" hies.

"ja" sagte ich,
ich hatte cem - den fremdenfüher,
vorieges jahr in istanbul kennen gelernt.

aber in ermangelung der gemeinsamen sprache
nur ein anerkennendes kopf nicken.

"Cem!"
"Ja" sagte ich wieder heftiges kopfnicken.

"Cem!"
Ihre stimme war jetzt etwas schriller, höher.
Wiederholtes nicken.

"Cem! Cem!"
Schriller , schneller, wartete nicht mehr meine Reaktion ab.

"Cem! Cem! Cem! Cem!"
Der Rhytmus eines motors der nicht anstarten will,
die Tönhohe einer Trillerpfeife.

Dann wurde es mir zu blöd
und öffnete die Augen:
der Balkon voller Spatzen
und die Sonne schrillte in meinen Augen
genauso wie ihre Schreie in meinem Kopf.

Tür zu
und weiterschlafen.

männer wie uns (warum wir überall spaß haben)


weil....
welches stück feste materie
auf wasser treibend
auf den unseren fuß wir setzen
wär nicht Titanic, lusitania oder die arizona

und welcher meerumflutete
sandboden in den wir unsere
füße setzen
wäre nicht Omaha

und welcher felsen
an den wir uns
aus dem meer auftauchend klammern
ist gibraltar
weil wir immer ein wolfspack sind
auch wenn wir alleine schwimmen

und der ort an dem unsere handtücher liegen
ist nicht nur ein platz
sondern unser strandabschnitt

so auch heute der strand unter meinen füßen
am körper nichts außer meines badebuxe
und sonnecreme mit außreichend
lichtschutzfaktor
aber unzulänglicher verteilung

anfangs gemächlich über den strand
wind vom meer
und sonne vom himmel
und weit vor mir ein paar felsen
(und alle drei werden dir heute noch lektionen erteilen)

die gedanken noch gemächlich sinierend
noch nicht erhitzt getrieben
ein mann am vormarsch
deswegen sind es immer die männer
die erobern undentdecken
nicht weil sie von ihrer physiologie
her besser geeignet
sondern weil es ihre fehleinschätzungen sind
die - sofern sie diese überleben -
sie über die bekannten grenzen treiben

gedankenfehler
wie "soweit ich sehen kann, kann ich auch gehen"
oder "soweit ich gehen kann, kann ich auch zurück gehen"
oder "was ich einmal gemacht hab, kann ich nochmal machen"
oder "es ist gleich hinter der biegung"

über den strand
unzählige sandburgen
und ihre erbauer

an anderen tagen wäre ich hier stehen geblieben
hätte kritisch beäugt und später
streng.verärgert wie caesar gefragt
"wer hat das gebaut"
und dann, wenn sich kleinlaut unterwürfig
der architekt gemeldet
ein knappes
"du wirst meine nordgrenze befestigen"

doch nicht so heute
heute bin ich saint germain
der unsterbliche
und schreite leicht amüsiert über den sand
und die burgen ziehen am rand meines blickfeldes vorbei
wie die jahrhunderte

am hügel oben
tief unter mir
ein strand
der vor 10 minuten noch
als er eine ungesehene idee hinter dem hügel war
sowas wie ein ziel gewesen ist
ist jetzt, da ich oben stehe
und den nächsten hügel sehe
nur mehr ein durchzugsgebiet






(epilog:
zwei hügel später
zwei buchten später
die zeit unparametriert
der rand der sonnencreme auch noch wochen später
unregelmäßig wie eine küstenlinie.

der strandzugang/mein fluchtweg
ein halsbrecherischer steilpfad
unbewachsen und rutschig wie der aschekegel
eines vulkans

zwei
die bedächtige ihre schritte
in den gescharrten stufen nach unten setzen
und grad mal wenig dutzend meter schaffen
während ich
- kahler roter dämon aus dem schmelztiegel -
hunderte meter nach oben husche.

aufwärts ist immer leichter) 

Samstag, 13. Juli 2013

mos eisley (der wüstenplanet)

es ist natürlich nicht die dunkelheit
gegen die malta kämpft
sondern die Trockenheit

für uns - die wir in virtuellen welten mehr gereist als in realen
ist ganz malta wie mos eisley
die heiße stadt,
der raumhafen auf tattoine,
der wüstenplanet im star.wars.universum

ein ewiges kommen und gehen
buslinien, airport, jachthafen
alles eher klein und eng
und alle menschen nie dort wo sie sein sollen/wollen
sondern immer am weg zu wo-anders hin.

die bewohner
noch immer der geist der alten johanniter
hilfsbereit
und wie letzten ihrer art
sind die busfahrer
die zwar ein selbstverständnis haben
wie alte airportkapitäne
aber dann doch auch wie die alten ritter
engagiert
aber oft nicht dort wo sie sein sollten

die häuser in seltsam
uniformer art
die ziegeln aus dem globingerkalk
geschnitten
in gelber unverputzer form
und leicht gerötet in den dämmerstunden

egal wo du landest
es ist das gleiche bild
das gleiche bauwerk
eng gedrungene gebäude
gleich ob es palast
oder vogelfängerkascheme

die erosionskraft in malta ist der wind
und der hat andere wirkungsvektoren als das wasser
stein wird hier nicht weggewaschen
sondern ausgeblasen

der wind treibt seltsame formen in die vertikale
einerlei ob fels oder bauwerk
und schleift die küsten wie die kathedralen
zu bizarr obszön gebilden
weht ihnen die das fleisch von den knochen
und lässt nur adern und gekröse zurück.

landeanflug


von oben betrachtet
gewinnt man den eindruck
dass malta einen permanenten kampf
gegen die dunkelheit führt

im landeanflug schon tief über der
nächtlichen insel
und die muster der lichter anders als gewohnt
zwar dicht in den zentren
und auslaufend wie eine eisblume
(oder wie ein krebsgeschwür)

aber draußen
weg vom zentrum
dort wo in anderen fällen
nur die dunkelheit
oder andere eisblumenzentren
(metastasen)
in diesen fällen lichtquellen
helle inseln in der dunkelheit
die einzelne kompositionen beleuchten
eine hauseinfahrt,
eine wegkreuzung,
ein straßenschild,
einen brunnen,
ein heiligenfigur im vorgarten.

und unten
aus dem flughafentaxi
das gleiche bild
lichtkompositionen
die aus der schwärze auftauchen
einfach aber schön
lichtkompositionen
die vorbeiziehen wie
eine erinnerung
eine vision
ein traum.