Montag, 11. November 2013

Ungarische Nationalphilharmonie

.....und der erste Geiger,
mit langen Zopf.
den Pferdeschwanz gleich
Anführer dieser Steppenreiter....

...und beim Einstimmen,
das langsam zarte hochziehen
der Geigenbögen,
wie eine Rotte Krieger
die ihre Schwerter bedächtig
in die Sonne strecken,
bevor sie den Sturm entfesseln.....

....und der Pianist,
der diesen Tschaikowsky gewaltsam
und mit Kraft in die Tasten hämmert,
mit der Unruhe und der Ungenauigkeit
eines schlagenden Herzens
und einer Wildheit
wie um zu zeigen,
dass je wilder du es reitest,
desto wilder es auch dich reitet,
und dass das hier keine Aufzugsmusik,
kein Werbesport für eine Versicherung ist...

....und das Orchester
in geschlossener Harmonie
und trotz des Orkans in eigener
Gleichförmigkeit und Ruhe
so wie sich dieser Wind
die Puszta die letzten 1000 Jahre
zurechtgeschliffen hat und ihr die Kanten genommen...

...und auch noch Stille
lange nachdem der letzte Akkord des Klaviers verklungen,
weil der Pianist den Applaus zurückhält,
Bluthunde die nicht zu Atmen wagen...

...und dann schlägt dein Herz wieder,
und eine graublonde Cellistin
in der zweiten Reihe weint.

Mittwoch, 31. Juli 2013

(tiefflug)

ich kam aus dem halbschlaf
strandgeräusche wie aus weiter ferne
ein sonnestrahl der am ohr brennt

sie kamen tief rein
weit unter dem horizont
enge formation zu dritt
quasi auf augenhöhe

der linke flügelmann
zog hart nach rechts
der rechte etwas nach oben
der mittler voll drauf

ich spürte den luftzug
auf meinen ausgestreckten
aber eingeschlafenen arm
als ich mich erschrocken
und plötzlich wach
(bis auf dem arm eben)
herumwarf

augen in sicherheit bringen
und überlegen welche
aufprallgeschwindigkeit
malteser spatzen brauchen
um meine persols
zu durchschlagen

aufgeregtes tschirpen
und sie weichen aus

es ist immer ein schock
wenn sich plötzlich der
hintergrund bewegt.

(weckruf)

und dann war da diese türkische mutter
die ganz stolz sagte,
das ihr sohn "Cem" hies.

"ja" sagte ich,
ich hatte cem - den fremdenfüher,
vorieges jahr in istanbul kennen gelernt.

aber in ermangelung der gemeinsamen sprache
nur ein anerkennendes kopf nicken.

"Cem!"
"Ja" sagte ich wieder heftiges kopfnicken.

"Cem!"
Ihre stimme war jetzt etwas schriller, höher.
Wiederholtes nicken.

"Cem! Cem!"
Schriller , schneller, wartete nicht mehr meine Reaktion ab.

"Cem! Cem! Cem! Cem!"
Der Rhytmus eines motors der nicht anstarten will,
die Tönhohe einer Trillerpfeife.

Dann wurde es mir zu blöd
und öffnete die Augen:
der Balkon voller Spatzen
und die Sonne schrillte in meinen Augen
genauso wie ihre Schreie in meinem Kopf.

Tür zu
und weiterschlafen.

männer wie uns (warum wir überall spaß haben)


weil....
welches stück feste materie
auf wasser treibend
auf den unseren fuß wir setzen
wär nicht Titanic, lusitania oder die arizona

und welcher meerumflutete
sandboden in den wir unsere
füße setzen
wäre nicht Omaha

und welcher felsen
an den wir uns
aus dem meer auftauchend klammern
ist gibraltar
weil wir immer ein wolfspack sind
auch wenn wir alleine schwimmen

und der ort an dem unsere handtücher liegen
ist nicht nur ein platz
sondern unser strandabschnitt

so auch heute der strand unter meinen füßen
am körper nichts außer meines badebuxe
und sonnecreme mit außreichend
lichtschutzfaktor
aber unzulänglicher verteilung

anfangs gemächlich über den strand
wind vom meer
und sonne vom himmel
und weit vor mir ein paar felsen
(und alle drei werden dir heute noch lektionen erteilen)

die gedanken noch gemächlich sinierend
noch nicht erhitzt getrieben
ein mann am vormarsch
deswegen sind es immer die männer
die erobern undentdecken
nicht weil sie von ihrer physiologie
her besser geeignet
sondern weil es ihre fehleinschätzungen sind
die - sofern sie diese überleben -
sie über die bekannten grenzen treiben

gedankenfehler
wie "soweit ich sehen kann, kann ich auch gehen"
oder "soweit ich gehen kann, kann ich auch zurück gehen"
oder "was ich einmal gemacht hab, kann ich nochmal machen"
oder "es ist gleich hinter der biegung"

über den strand
unzählige sandburgen
und ihre erbauer

an anderen tagen wäre ich hier stehen geblieben
hätte kritisch beäugt und später
streng.verärgert wie caesar gefragt
"wer hat das gebaut"
und dann, wenn sich kleinlaut unterwürfig
der architekt gemeldet
ein knappes
"du wirst meine nordgrenze befestigen"

doch nicht so heute
heute bin ich saint germain
der unsterbliche
und schreite leicht amüsiert über den sand
und die burgen ziehen am rand meines blickfeldes vorbei
wie die jahrhunderte

am hügel oben
tief unter mir
ein strand
der vor 10 minuten noch
als er eine ungesehene idee hinter dem hügel war
sowas wie ein ziel gewesen ist
ist jetzt, da ich oben stehe
und den nächsten hügel sehe
nur mehr ein durchzugsgebiet






(epilog:
zwei hügel später
zwei buchten später
die zeit unparametriert
der rand der sonnencreme auch noch wochen später
unregelmäßig wie eine küstenlinie.

der strandzugang/mein fluchtweg
ein halsbrecherischer steilpfad
unbewachsen und rutschig wie der aschekegel
eines vulkans

zwei
die bedächtige ihre schritte
in den gescharrten stufen nach unten setzen
und grad mal wenig dutzend meter schaffen
während ich
- kahler roter dämon aus dem schmelztiegel -
hunderte meter nach oben husche.

aufwärts ist immer leichter) 

Samstag, 13. Juli 2013

mos eisley (der wüstenplanet)

es ist natürlich nicht die dunkelheit
gegen die malta kämpft
sondern die Trockenheit

für uns - die wir in virtuellen welten mehr gereist als in realen
ist ganz malta wie mos eisley
die heiße stadt,
der raumhafen auf tattoine,
der wüstenplanet im star.wars.universum

ein ewiges kommen und gehen
buslinien, airport, jachthafen
alles eher klein und eng
und alle menschen nie dort wo sie sein sollen/wollen
sondern immer am weg zu wo-anders hin.

die bewohner
noch immer der geist der alten johanniter
hilfsbereit
und wie letzten ihrer art
sind die busfahrer
die zwar ein selbstverständnis haben
wie alte airportkapitäne
aber dann doch auch wie die alten ritter
engagiert
aber oft nicht dort wo sie sein sollten

die häuser in seltsam
uniformer art
die ziegeln aus dem globingerkalk
geschnitten
in gelber unverputzer form
und leicht gerötet in den dämmerstunden

egal wo du landest
es ist das gleiche bild
das gleiche bauwerk
eng gedrungene gebäude
gleich ob es palast
oder vogelfängerkascheme

die erosionskraft in malta ist der wind
und der hat andere wirkungsvektoren als das wasser
stein wird hier nicht weggewaschen
sondern ausgeblasen

der wind treibt seltsame formen in die vertikale
einerlei ob fels oder bauwerk
und schleift die küsten wie die kathedralen
zu bizarr obszön gebilden
weht ihnen die das fleisch von den knochen
und lässt nur adern und gekröse zurück.

landeanflug


von oben betrachtet
gewinnt man den eindruck
dass malta einen permanenten kampf
gegen die dunkelheit führt

im landeanflug schon tief über der
nächtlichen insel
und die muster der lichter anders als gewohnt
zwar dicht in den zentren
und auslaufend wie eine eisblume
(oder wie ein krebsgeschwür)

aber draußen
weg vom zentrum
dort wo in anderen fällen
nur die dunkelheit
oder andere eisblumenzentren
(metastasen)
in diesen fällen lichtquellen
helle inseln in der dunkelheit
die einzelne kompositionen beleuchten
eine hauseinfahrt,
eine wegkreuzung,
ein straßenschild,
einen brunnen,
ein heiligenfigur im vorgarten.

und unten
aus dem flughafentaxi
das gleiche bild
lichtkompositionen
die aus der schwärze auftauchen
einfach aber schön
lichtkompositionen
die vorbeiziehen wie
eine erinnerung
eine vision
ein traum.

Samstag, 22. Juni 2013

dialog (im herzen der nacht)

"Nein" sagte sie.

Und es war vermutlich eine Lüge.
Eine Lüge in einer Nacht,
die vom Tag noch heiß
und von Ehrlichkeit
schon übersättigt war.

Eine Nacht die diese Lüge brauchte,
weil wir heute Nacht alle
die eine oder andere Lüge brauchten,
vor allem auch um durch Nächte
wie diese zu kommen.

Wahrheit wird überschätzt.

Samstag, 15. Juni 2013

among the goddesses (III)

sie ist die göttin
und außer der Tatsache, dass sie ein frau ist
brauchst du von ihr nicht zu wissen
 
sie hat dunkle geheimnisvolle augen
weil sie immer ein Geheimnis bleiben wird
und wenn du ihr einen namen gibt's
nimmst du ihr etwas weg
 
es reicht zu wissen dass es sie gibt
und manchmal manifestiert sie sich
 
manchmal ist sie das Mädchen im Kaffee
manchmal die frau im aufzug den du gerade verpasst
ein paar augen über einer Gesichtsmaske
ein gesicht in der nacht
die stimme hinter grünem flies
 
manchmal ist sie aber auch nur eine der
namenlosen Tänzerinnen
 

sie hat hinter justin timberlake getanzt
und vermutlich hat weder justin noch sie selbst gewußt
wer sie jetzt gerade ist

und in Florenz
in einer gewichternacht
kurz nach dem schlimmen jahr
da habe ich sie an einem abend
drei mal gesehen

auch heut ist sie hier
in einer anderen frau
einer anderen tänzerin
und ich heute
oben auf der Tribüne
und nicht unten mit der Nikon
und meine stimme heißer
vom johlen

und wäre ich heute unten gewesen
sie hätten mich hinweggefegt
sie gaben alles

Siegerehrung
es hat nicht ganz gereicht
obwohl das knappste aller möglichen Ergebnisse

saisonschluss
bundeshymne

und die
göttin weint






Freitag, 31. Mai 2013

fronleichnam

fronleichnam
welch seltsam fest
das nicht mal ein
experimental.theologen wie ich
in sinnvoll worte bringt

deshalb ein platz
für andere themen und motive

warten an der kirchentür
auf meinen rücken das mikrofongestell
mit den zwei blechtröten über meinem kopf
wie ein geweih
oder wie bonds raketenrucksack
den sich jules verne
verkehrt rum
aufgeschnallt

gegenüber steht w.
mit dem anderen lautsprecher
und in seltsamer symetrie
zwischen uns beiden unsere söhne
mit den neuen kirchenfahnen
weil die alten schon zu alt
und die winde in den letzten jahren zu fordernd geworden sind
für die alten kordeln

unsere jungs sind old.school
und sie wissen wie man mit einer fahne umgeht
kriegerpragmatismus ohne falsche würde
und die anderen tragen nur ein stück stoff
an einer stange

der himmel schiebt sich vorbei
zu dessen träger ich nie getaugt
nicht den nerv gehabt sich auf die anderen
atlanten einzuspielen
ihr geziehe und geschiebe
keiner der den himmel trägt
sondern lediglich ein bote

kleine mädchen
die nochmals ihr erstkommunionkleidchen austragen
(die wollpulis gekonnt unter den überwürfen vesteckt)
und heute endlich die muße und ruhe haben
sich als diese kleinen prinzessinen zu geben
(und auch zu fühlen)
die sie tatsächlich sind
(wie alt sie in diesen wenigen wochen geworden sind)

dann durch die straßen
selbst alte veteranen können sich nicht
an ein so kaltes
mai-ende erinnern

regentropfen auf den letzten schritten
und dann der guss
hinein ins warme
zum buffett
wo drei frauen
drei generationen
meines namens
und die männlichen pendants
diesseits des tresens

verlaufende menge
und die prinzesschen
(sie trennen sich so schwer von schönen dingen)
führen die übriggebliebenen
blütenblätter
ihrer letzten
bestimmung zu


Freitag, 12. April 2013

sonnenaufgang

....und dann diese bewegung
wenn sie ihre brillen
hinauf in ihre haare schiebt
und sich ihr strahlendes gesicht
zwischen den auf die seite fallenden dunklen locken
hervorschiebt
wie eine sonne zwischen den wolken...

...und die frage wie lange man sich den luxus gönnt,
und welchen preis es kostet
ins gleisende licht zu sehen....

Mittwoch, 20. Februar 2013

dialoge - in der galerie

Partikelschauer - ein echt interessanter titel,
gerade so als ob sie die dualität der farbpigmente hinweißen wollen,
die ja partikel sind aber sich zu einer strömung von farben zusammenfügen,
welle und teilchen des lichtes eben....

interessanter gedanke,
aber wiederum auch nur ein beweiß,
dass kreativität erst im kopfe des betrachters passiert,
quasi die kopenhaager interpreation der quantenphysik der kunstbetrachtung,
so wie die titel zu diesen bildern erst entstehen
 nachdem ich sehe was daraus geworden ist...

...tun sie das nicht so ab, dass ist eine symphonie an farben.

wenn sie meinen,
aber spaß beseite, da ist was dran,
erst meine eigene abstrakte malerei ließ mich einzelne teile der doch zumeist auch abstrakten,
 respektive überwiegend semantisch leeren,
klassischen musik verstehen....und wenn schon nicht frieden finden,
so doch einen waffenstillstand zu akzeptieren....

...sehen sie, ich sagte doch dass es eine wunderbare komposition ist.

das muss ich  - zur ehre der musik -zurückweißen mein herr:
das was musiker machen ist, ist eine komposition,
das hier an der wand ist lediglich ein werk des chaos,
und nur weil sie harmonien darin zu sehen glauben,
dürfen sie nicht auf einen planenden geist schließen....

Donnerstag, 31. Januar 2013

kopfkino (directress cut)

an manchen tagen ist es auch nur diese erkenntniss

dass das leben,
nicht nur ein kinofilm in deinem kopf ist
in dem der film endet
nachdem du die frau im roten mantel zum wagen begleitet
kuss auf die wange
abspann
ende

sondern das es noch eine anders geschnittene version gibt

in der du
im schneetreiben
im gegenlicht einer straßenbahn
über die schienen
läufst