Freitag, 31. Juli 2009

spitzentreffen (1) - REPLAY

konfrontation am kirchturm
menschen die sich aneineder vorbeidrücken
vorbeischieben
eingepfercht zwischen dem heißen schweiß
und den kühlen aber dreckigen kalk

aug in aug
vor mir die nikon
wie eine waffe

er
rote haare, roter bart, brille
kurzer augenkontakt
er senkt den blick
irgendwie unterwürfig
entschuldigend
an die mauer gedrängt
aber das rückentragerl
sein statement
das ER nicht ausweichen wird

der verachtende gedanke
"WEICHEI"
als ich mich ans gelände
in die drohend
schweigsam schreiende leere
drücke

dass uns immer das
so sehr verhasst ist,
was wir selber erst gewesen

ein sanftes
ausweichen
die hand auf der nikon
- das objekt - die waffe -
nach unten
so was wie ein nicken
zuwenig für eine Gruß
zu langsam für eine entschuldigung
ausreichend für eine versteckte
ehrerbietung

im Moment ist er Bewahrer
aber irgendwann wird er wieder krieger sein

hoffentlich rechtzeitig

spitzentreffen - (2) image recognition - REPLAY

mittagszeit - auf einem weitern turm in südböhmen
auf den gerade die sonne heizt

aussichtsplattform überfüllt
alles gesehen
auf den abstieg wartend
die aufsteigenden betrachtend

eine frau
im langen sommerkleid
die sich eine enge treppe
hochschiebt
die bewegungen der hüften, schultern
der wirbelsäule
wallendes kleid -
gleicht den bewegungen
einer schlange

was erklärt warum frauen so gefährlich
und schlangen so schön sind

Freitag, 24. Juli 2009

after the storm

an morgen wie diesen
linkin park als soundtrack
zum arbeitsweg auserkoren

in unserem hof
den gestern nach im sturm noch durchquert
über die armdicken äste
als ober der teufel hinter mir
- run forrest, run -
heute schon ein tag danach

fußgängerzone und schanigärten
fingerdick der humus am beton
die kaffehaustische
umgeworfen und im weglaufen gestrauchelt

ein plastikteil
der irgendeinen teil eines autos abgegeckt hat
groß genug dass man drunter schutz gesucht haben könnte


ein weißer lederfetzen schimmert im dreck
etwas das mal einen damenfuß geziehrt hat

in der straßenbahn neben mir
eine frau
auch nach dem sturm

endstation
außerhalb der zone
aus dem auge
aus dem sturm

Freitag, 17. Juli 2009

two minutes before i lost my girl in the maze


two minutes before i lost my girl in the maze . . . .
. . . der letzte spaziergang, die letzte runde über die burg, so wie der letzte kontrollgang durch ferienhaus, nur mal schnell schauen ob eh alles eingepackt ist, und ob für die die nachher kommen, alles dort ist wo es sein soll . . . .
. . .nach dem spaziergang kam die heimfahrt
. . . und dann der regen
. . . und dann der hagel
. . . hilflosigkeit unter dem dauerfeuer der eisbrocken auf der landstraße
. . . dann das wasser
. . . dann die umgestürzten bäume
. . . das überschwemmte haus
. . . eine lange fahrt durch den regen, die unfälle


. . . und ganz am ende erleichterung, das es diesmal uns nicht erwischt hat

der letzte abend



der letzte tag, der letzte abend, nochmals zurück nach krumlov, fein essen gehen,. . . . die wappen der alten häuser (rozmberks Rose) allgegenwärtig,



in der touristenmetropole klingt ein tag sanft aus, entgegen den erwartungen lebt diese stadt auch noch nachdem die souveniershops zugesperrt haben, . . . das gedränge ist sanfter, die stimmen ruhiger, die bewegungen langsamer geworden, die burg im sanften licht einer tiefen sonne . . . nur die kanufahrer auf der moldau (kan' nu' faaahn' ?) gröhlen etwas lauter, bzw. es ist ruhig genug um sie zu höhren. . . .



. . . unsere wahl fürs letzte essen fällt auf "U dwe marias" - (zu den beiden marias) ein lokal zwischen vegetarischern restaurant und mittelalterlicher küche . . . alles hier ist echt und alt, alte kirchenbänke, die terasse gepflastert mit steinblöcken aus dem alten kanal, die durchreiche zur küche ist ein altes schiefes fenster, das geschirr leicht abgeschlagene tonwaren, wir sitzen auf wackeligen melkerstockerl an umfunktionierten fußtrittnähmaschinen (die - säße man mit der falschen frau hier - viel zu klein wären). . . .

(alles in allem: nichts für prinzessinen des 21. jahrhunderts, aber allen anderen zu empfehlen)

Donnerstag, 16. Juli 2009

Mittwoch, 15. Juli 2009

Krumlov - impressionen des Cafes Van Gogh






















Ceske Krumlov - kopflastige analysen einer überwältigen künstlerischen darbietung


Ceske Krumlov - die einzige (?) Freiluft-Bühne bei der der Zuschauerraum drehbar ist - Balett zu Carmina Burana
nach dem vielschichtig originellen eiertanz: schauen wir uns das an - kaufen wir karten - gibts noch karten - ausverkauft, aber abendkassa vielleicht - nachmittagsregen - wo kann man hier schirme kaufen - na zum glück haben wir keine karten - gehen wir noch schoppen - gehen wir noch essen - die haben echt ein pech die heute ins teather wollen - nachspeise ? - buh war das viel (mutter aller powidltascherl) - ich brauch jetzt noch einen kleinen spaziergang (0,0 Promille !!) - schlosspark soll schön sein - wenigstens regnets nicht - schau da ist die abendkassa - fragen wir mal spaßhalber......
21.30.....in der späten dämmerung (die sonne geht dort schon wirklich später unter) beginnt die vorstellung schon mit einem stillen optischen knalleffekt....im halbdusteren schlosspark beginnt sich die bühne zu drehen, die zuschauer finden sich, sich im kreis drehend von weiß gekleideten frauen umringt, die aus der tiefe der dunkelheit, hinter bäumen und streuchern hervortretend, einen enger werdenden kreis beschreiben.....mehr zeichnet die fantsie denn das augen die formen, ....aber die choreografie der objekte, die sich enger um den betrachter schließen, der sich im kreise dreht, die gemächlichkeit, überlegenheit des langsamen schrittes...sind bewegungsphasen die wir (aus dem film) als massive bedrohung wahrnehmen....(man fühlt sich an somozas roman "die 13.dame" erinnert)....und ebenso bleibt diese aufführung die ganze zeit an der grenze zwischen verlockung und macht......die frauen - trotz ihrer verletzlichkeit - beherrschen den raum, beherrschen die männer......
....der drehbare zuschauerraum erlaubt sinneseindrücke die wir ansonst nur aus dem film kennen...wenn beispielsweise die tänzer um die bühne laufen, und das publikum mit ihnen auf augenhöhe bleibt, wenn sie das in scharen tun, und man (verfolgerkamera) unmittelbar hinter ihnen bleibt, an seinem fixationspunkt miterlebt wie sich deren wegen kreuzen, überschneiden, sie einander überhohlen, abdrängen, aufhohlen . . . . bewegunsgvektoren wie man sie sie sonst nur in fx-filmen sieht - bewegtes objekt/bewegt kamera- der zuschauer- unbewegt als beobachter undmittelbar hinter dem bewegten objekt - aber hier sind nicht raumschiffe oder orks sondern göttergleiche körper....
..die bühne unterstützt das auge des betrachters...lenkt seinen blick...aber spielt auch mit ihm....entzieht ihm den blick auf die davonschreitenden tänzer denen er gerne noch gefolgt wäre, zwingt ihn den kopf zu verdrehen, nur um ihn im nächsten moment auf die nächste szenarie treffen zu lassen, zu überraschen, zu erstaunen...
....die leistung der tänzer ist beeindruckend, die zurückgelegte strecke enorm, der durchpflügte raum riesig, der untergrund mal glitschnasses gras, mal bühne, mal schotter.....
...am ende dampfen ihre körper und die erschöpfung, erleichterung ist erkennbar....
....und erst dann - nachdem der applaus abgeklungen ist - sich wie ein einsam leideneder liebender im schlosspark verlaufen, verloren hat....merkt man, wie kalt es inzwischen geworden ist...
ABSOLUT SEHENSWERT

Ceske Krumlov - an bad start


der morgen beginnt für mich mit einer herben enttäuschung, nämlich mit der erkenntnis das böhmisch krumau nicht das gleiche ist wie mährisch krumau....und das deshalb heute nicht mucha am programm steht sondern schiele....was an sich nicht weiters schlimm wäre, wenn ich mich nicht schon ein halbes jahr auf das falsche krumau freuen tät...
...alle die mich kennen, wissen das mir muchas weiche runde kurven näher sind als schieles sehnen und knochen, das schiele-art-center ist aber auch für unsereins absolut sehenswert (viele wechselausstellungen und der shop lässt erahnen was man alles dort schon versäumt hat)
.....die stadt ist dann aber auch was feines, zwar heillos von fremden überlaufen, aber man hat das gefühl das das schon immer hier so war, also fühlt es sich irgendwie echt an . . . . ein wenig artifiziell sind nur die vielen angsoffenen die auf kanus über die moldau gröhlen, die gegend ist wie die böhmische variante von surfers paradies, eine überwiegend männlich, überwiegend alkoholosierte water-and-fun-scene, die im oberlauf eher ruhig und familienfreundlich dahinblätschert ....und hier im urbanen zentrum (wo ja endlich wer ist zu zuhören müssen oder zum nachgepfiffen bekommen) lautstarke imponierrituale abhält - gottlob ist die moldau hier zu schnell zum anlegen .....
. . . . zugegeben, alles hier schreit "KAUF MICH!" aber nicht so billig (anbiedernd) wie sonst zumeist, die boutiquen sind interessant, die gasthäser schrullig, die souvenierläden dezent, und das geduldige auge findet manche perle . . . . .
mein favorite: eine galerie mit bildern eines künstlers der stadtansichten von krumlov in interassanter perspektive malt, wie m.c.escher in farbe......und mit menschen die aussehen wie aus einem roman von jonathan carroll

Dienstag, 14. Juli 2009

Tabor - geschichte ist schmutzig


14. Jahrhundert - nachdem ein tschechischer professor an der deutsch dominierten prager uni ein bisschen gehörigen wind gemacht hat - religiös rituelle forderungen die heute keinen braven katholiken mehr schrecken, eine forderung nach enthaltsamkeit der geistlichkeit die im angesicht der damaligen verhältnisse gerechtfertigt erscheint und eine wirklich gehörige portion nationalismus läuft die gesamte region amok - exkommunikation - einladung zu einem religiös theologischen disskurs nach konstanz - zusicherung des freien geleites und dann erst doch wieder scheiterhaufen - jan hus endet im feuer - und zizak der einäugige (später ganz blinde) bandit/heerführer/volksheld wirft dieses feuer auf den kontinent - errichtet die festungsstadt tabor - und gründet das einzig sozialistisch/kommunistische (mir gehört nichts, dir gehört nichts, alles gehöhrt allen) katholische kleinreich. . . .
. . . bewunderung und abscheu liegt hier so nahe beinander. . . wann kippt selbstbewußtsein in chauvinismus?. . . wie viel toleranz darf man sich erlauben? . . . wo zieht man seine linien?

(Tabor und Konstanz sind heute schwesternstädte)

Temelin















Temelin, als abstraktes AKW in unserer Nähe ist eine ebenso abstraktes wie diffuses Gefahrenszenario. Temelin als Objekt am Horizont, dass man von überall aus sieht, ist eine permanente Belästigung. Temelin als faktisches physisches Objekt direkt vor deinem Autofenster ist - alleine ob seiner überwältigenden Größe - plötzlich eine konkrete und greifbare Bedrohung.

now be VERY VERY frigthened

Montag, 13. Juli 2009

herren-klo


exzessive spiegel am herrenklo verleiten (v.a. nach einem budvar) zumeist zu egozentrischen spielchen

warten auf die fähre


i'm free


Sonntag, 12. Juli 2009

galgenvögel


Wer nach 10 Uhr abend den sog. Irrstein überschreitet, wird dem Volksmund nach nach nie mehr seinen Heimweg finden.
Andern Quellen zufolge, stand hier früher der Galgen.
(Bussmann/Kröger: Südböhmen; Michael Müller Verlag)

küchenimperialisten


die böhmische küche ist - diesseits der vorspeise - für uns wiener auf den ersten blick mal enttäuschend, weil genau gar nicht exotisch. auf den zweiten blick fühlen wir uns östtereicher sogar ein wenig gebauchbinselt, weil wir für ca. 2 sekunden der illusion erliegen, dass sich die einheimischen hierzulande einmal dem wiener gaumen anbiedern und nicht den deutschen.
danach dann ernüchterung, denn faktum ist ja wohl eher, dass uns hier vor augen geführt wird, dass die sogenannte wiener küche, überwiegend das werk böhmischer köchinen ist, die während der seinerzeitigen k.u.k (Küche und Keller)-Monarchie zu frondiensten verpflichtet waren . . . . . denkt man sich jetzt auch noch das wiener schnitzel weg (die einzige italienische eroberung die nicht durch ungeschickte diplomaten vergeigt wurde) bleibt von der wiener küche nichts übrig was nicht böhmisch wäre . . . . (korrekturen erbeten!!).... aber bitte jetzt nicht mit dem gulasch kommen, den so wie wir in österreich das essen ist es ebenfalls aus böhmen, unsere vorväter haben nur in ihrer groß-stadt-wasser-kopf-ignoranz budapest und budweis verwechselt, ist ja beides gleich weit weg . . . . .
..und die nachspeißen erst, kennt man natürlich (fast) alle auch bei uns aber in böhmen ist man dann mit der mutter-aller-powidl-tascherl konfrontiert...
...übrigens powidl...das ist in böhmen was tiefgründig lebendig fruchtiges...nicht wie bei uns so totgekochte entlebte zwetschkenmaterie...
...im vergleich zu böhmischen powidl ist österreichischer powidl echt powidl

Ceske Budejovice - in der gosse


alle die in Böhmen den blick mal zu boden wenden, werden merken, dass sich die identität der städte bis zu den kanaldeckeln niederschlägt. nahezu allen großen städte haben ihr stadtwappen sowie ihren namen, in edelstahlunverwüstlicher tiefdrucktechnik in ihre kanaldeckel verewigt. dies hat somit den vorteil, dass man - wenn man sich (platz 1. in der rangliste des prokopfbierverbrauches) im morgengrauen in der gosse wiederfindet und nicht mehr weiß WER man ist, noch immer weiß WO man ist....ist ja auch was.

Samstag, 11. Juli 2009

Freitag, 10. Juli 2009

living monuments (ECHTZEIT)

heute morgen in der straßenbahn
ein neues gesicht auf dieser linie
eine frau bei der alle adjektive versagen
wie willst das absolute du auch in worte fassen

ihr gesicht eine steinerne maske
längst hat sie bemerkt wie ich ihr gesicht mustere
versuche die linien iherer wangen,augenbrauen,locken
zu erfassen,begreifen, zu merken

lassen sich diese linien in formeln fassen ?
ergeben die proportionen des gesichtes saubere bruchzahlen ?
folgt der fall ihrer haare einer wellenfunktion ?

es gibt dinge
an die kann man sich nicht erinnern
aber man erkennt sie wieder

auch wenn ich sie jetzt zum ersten mal sehen
weiß ich wo ich ihr begegnet bin

sie war dabei
bei den anderen
die mich durch die nacht
am kalten berg gebracht haben

Donnerstag, 9. Juli 2009

das ding unter dem baum (REPLAY)


tauchgang (ECHTZEIT)

wie tief hinab
in ein nacht muss man tauchen
um das wahre gesicht eines menschen
zu erkennen

wie tief hinab
in eine nacht muss man tauchen
dass man sich endlich traut
eine gemeinsame wahrheit auszusprechen

wie tief hinab
in ein nacht muss man tauchen
um ausreichend leichtsinn zu trinken
um endlich seine eigene sprache zu sprechen

wie tief hinab
in eine nacht bist du getaucht
das dich am nächsten morgen (wieder mal)
eine sehnsucht
verbrennt

wie tief warst du
was hast du gewonnen
was hast du verloren

irgendwann musst du zurück
an die oberfläche
die tiefe gibt uns halt

Mittwoch, 8. Juli 2009

wachablöse (ECHTZEIT)

irgendwann
irgendwann wird deinen job ein computer billiger machen
irgendwann wird ein kind in der straßenbahn für dich aufstehen
irgendwann wird dein sohn die besseren witze reissen
und deine tochter ein besseres festmahl für ihre mutter kochen
als du für deine frau

irgendwann
irgendwann
nicht heute aber vielleicht schon morgen

irgendwann
wirst du zur morgentoilette länger brauchen als deine frau
dein kopf runder und glatter sein als ihr po jemals war
du wirst mehr amalgam im mund haben
als dein erster wagen rostflecken

irgendwann
irgendwann
nicht heute, aber schon bald

auch wenn wir das feld kampflos verlassen
lasst uns mit erhobenen haupte gehen,
männer !

Freitag, 3. Juli 2009

abrüsten

zeugnistag
die psycho.emotionalen muster
der 7 bis 18 jährigen gleichen heute
denen von grundwehrdienern bei
"neue lage null tage"

ganze kampfgruppen,kompanien,divisionen
des 1.000 jährigen kinderkreuzzuges
werden demilitarisiert
mit auszeichnungen versehen
und die nächsten beiden monate einer friedlichen nutzung zugeführt

die klassenfarne wurden wie beutegut heimgeschleppt
und auch die bastelkoffer haben sie mitbekommen
wie brave reservisten

einzelne soziologen
werden wiederhohlt die frage aufwerfen
ob den so eine resozialsierung ans zivilleben überhaupt gelingen kann
und obs aus psychohygienischen (oder budgetären) gründen
nicht gescheiter wäre die kriege weiterzuführen -
- denn sein wir uns ehrlich - nie waren amerikas straßen so sauber wie
während dem vietnamkriegs

ganze trägerverbände der wiener linien
werden in den nächsten monaten - ihrer invasionstruppen entledigt
wie geisterschiffe herumirren
überdimensionierte sitzplatzbomber

aber das ist morgen
heute sehen die kindersoldaten alle übernachtig aus
gestern noch abrüsterfeiern
und auch für die alkoholbefreiten ist es spät geworden

heute muss ja keiner mehr performen
lediglich dünkirchner evakuierungswahnsinn ist heute noch am programm
und dann die leeren städte
bis zur generalmobilmachung im spetember

(ECHTZEIT)

Mittwoch, 1. Juli 2009

trauerarbeit

in tagen ist wie diesen ist es leicht
(fast) alle videos von michael jackson zu sehen

konfrontation mit dem lebenswerk diese künstlers
(und künstler kommt auch in diesem fall von kunstfigur)
ist immer auch eine konfrontation mit der
eigenen vergangenheit

jacko -
- wie wir (ehemaligen) fans in nennen dürfen -
ist ein künstler bei dem die
abstrahierung des künstlers von seiner kunst,
eine notwendigkeit bekommen hat wie sonst bei wenigen

mj
war ein künstler bei dem
das helle und das dunkle
das weiße wie das schwarze
nicht nur bei seiner bühnenkleidung
nahe beinander gelegen ist

wann haben wir aufgehöhrt seine fans zu sein?
wann haben wir ihm die "treue" gebrochen?
nach welchem mißbrauch haben wir uns von ihm distanziert,
uns lossagen müssen,
nach welchem song haben wir ihn, ohne unserer verehrung,
hinausgelassen auf die bühne, in den ring
wie einen alternden boxer,
der nicht geht sondern - IM WAHRSTEN SINN DES WORTES - verblasst ist
dahin-gefadet ist?

viele seine songs haben wir immer noch tief internalisiert,
auch in der zeit als wir seine fans nicht mehr waren
und uns CNN wichtiger geworden ist als MTV,
diese songs heute mit video zu sehen tut weh
ein ästhetik der bewegungen
die auch zu seiner zeit nicht mehr unsere war

dennoch,
was war sein geheimnis,
abgesehen von seinem ikonoklastischen startum?

eine zeitlang hat jacko magie auf die bühne gezaubert,
eine kombination von tanz, musik und text
die - auch wenn sie vielleicht nicht gefallen hat - ein ungeheure kraft hatte.
bewegungen die gleichzeitig anrüchig und unschuldig waren,
jacko hat die signaturen des pop-age neu codiert,
die ästhetik neu gescripted
unsere gefühle visualsiert

als künstler-ikone hat er allerdings nie die version 3.0 seiner selbst herausgebracht
und sich nicht neu definiert
(wie etwa madonna oder bowie)
und hierbei haben sicherlich auch seine manger und producer versagt
als mensch scheint er nie über sein beta-stadium hinausgekommen zu sein


"berühmtheit" züchtet monster
der mensch hinter der maske wird zur maske
und unser mitleid kommt - wie immer - zu spät

(ECHTZEIT)

standby

nach einer nacht im Fieber,
der virus am rückzug
aber noch nicht geschlagen

am weg zur apotheke
mütter im straßencafe
ihre kinder in meinem hinterhof
laut aber lichtjahre entfernt
hintergrundmusik
vor dem sanften hinübergleiten

standby
vorgeschmack auf's abstellgleis

(ECHTZEIT)