Donnerstag, 6. Januar 2011

der duft nach schokolade (echtzeit)

(echtzeit:6.1.2011)

bleischweres erwachen
nach tiefen etappenschläfen in der letzten nacht
mein geist ist da
aber die augen noch zu

"guten morgen die herren, kaffe? tee?"
ich sag dreimal kaffe,
weil ich erst beim dritten mal dran bin
und die lieder noch immer
nicht hoch bring

krankenhauskaffe
aber kaffe
der gierige biss in eine buttersemmel
wie damals vor tausenden tagen
als es die semmeln bei uns zu haus selten gab
und die gier nach dem frischen gebäck
nicht mehr zugelassen hat
um marmelade draufzuschmieren

aus dem fenster stieren
(auch wenn wir jetzt mit Stieren nichts gemeinsam haben)
gegenüber der andere turm
heute richtet mich die symetrie auf
die geraden linien ziehen nach oben
und ich wünschte das er bis in den himmel reicht
seine linienen sich in einen punkt über uns vereinen
aber heute iste er nur der CUBE
und wir haben den ausgang
aber raus können wir noch nicht

hochblicken zum meinem drei-liter-mischbeutel
der seit stunden in mich hineinrinnt
der zweite? der dritte? von wievielen?
man vergisst das zählen hier drin schnell
weil es immer nur der nächste zyklus,
die nächste nacht,
die nächste dosis,....

ich verfolge die tropfen
die sissifoshaft die menge über ihnen abbauen
tropfen die - einer chinesischen wasserfolter gleich
die zeit unerträglich machen.
ob man mit trockenem Mund ertrinken kann?

erst das geschwätz meines neuen zimmernachbarn
reist mich aus dem ereignislosen alptraum
(wie nahe die depression doch lauert)
und wir lassen das tagwerk beginnen

ein buch fertig lesen
(der duft nach schokolade)
wieder mal etwas
das - wie eine schwadron husaren im sturmangriff
das gras aufwirbelt das über alte geschichten
und erinnerungen schon gewachsen ist
(aber vieles hat derzeit diese wirkung)

starbuck ist 13 stockwerke unter mir
deshalb sich einen kaffe aus dem lokalen automaten ziehen
und auch hier wieder die gier
den ersten schluck gleich halb gebeugt noch
vor dem ausgabefach trinken...

....und der kaffe schmeckt nach campingplatz
und instantmilch
das geräusch das der zucker in den plastikhäferln machte wenn wir ihn mit dem kaffe zerrührten, während wir auf das heißwerden des wassers warteten
mein vater vor dem spirituskocher sitzend und die flamme beobachtend
gerade so als ob sie - wie eine erblühte frau - bei nichtbeachtung ausgehen würden
der dampfende geruch beim aufgießen
und dann - schon viel leichter aber auch viel viel weiter weg
der geruch des kärntner sees, die wellen die an den kiesstrand klatschen, der geruch nach sonnenöl und für einen kurzen augenblick
das kribbeln des sandes unter den fingerspitzen....

...runterschlucken
weitermachen...
..endlich wach

(Nachtrag: 2 Stunden später - ich ziehe meine runden am gang
Kurzdialog zwischen einem Arzt und mir
A: "Sie sehen gerade so aus, als könnte man kann sich an alles gewöhnen."
I: "5. Zyklus - da bekommt man eine gewisse Routine"
A: "Genau diesen Eindruck strahlen sie aus")

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