Mittwoch, 3. August 2011

botticelli saal (Uffizien)

und die beiden meisterwerke (geburt der venus, der frühling) prallen an dir ab, weil du alle ihre details schon aus einer million plattencovers und einkaufssackerl kennst.

der erste hammer im bottecelli-saal ist "maria mit dem kind, den engeln und heiligen": während alle figuren des bildes irgendwo hingucken (johannes ist stoned, die engel haben glasige augen oder zählen ihre pfeile) und den betrachter nur als ungewünschten zaungast übersehen und zurücklassen, ist es lediglich maria die den betrachter anschaut. was heisst anschaut? - anstarrt, direkt in die augen blickt, fixiert, ein blick der ihre umgebung (sogar das kleine - ja nicht ganz so unbedeutende -  kind auf ihrem schoss) und die umgebeung des betrachters in den hintergund, an den rand, in die bedeutungslosungkeit drängt.

es ist ein persönliche angelegtheit, nur maria und ich.
ein zwar typisches botticelli gesicht, nicht wirklich prägnant, schön irgendwie aber in diesem fall auf jedenn fall bedeutungsschwer.
ein blick der zwar nichts aber damit auch alles inkludiert.
ein blick wie ein einziges fragezeichen, der keine frage formulieren muss, sondern lediglich verständniss und wissen, da die frage längst in unseren herzen formuliert ist.
ein gesicht, begehrenswert irgendwie (in jeder bedeutung), dass den betrachter zwar klein zurücklässt aber kann man klein sein, wenn man die aufmerksamkeit dieser frau hat?

und es ist nicht der blick einer mutter, diese frau wird dir keine geborgenheit geben oder vortäuschen, oder erlösung heucheln, oder dir einen schutzmantel umhängen oder dein fürsprecher vor irgendjemanden sein.
Und deine wehleidige Anbetung will sie auch nicht.
vielleicht liegt darin ein elementares geheimnis: das ein frau niemals die frage oder die antwort ist, sondern lediglich die tatsache ihrer existenz zählt, und das wir uns in der korona ihrer aufmerksamkeit bewegen dürfen.
(und auf spiritueller ebene ist es vielleicht sowas wie ein friedensschluss mit der botticelli-maria, über den an anderen stelle noch nachgedacht werden wird müssen)

das zweite bild vor dem ich hängenbleib wie ein fetzen aufgeweichtes treibholz an der furt ist die kaum beachtete verkündigungszene:
die maria ist jetzt eine andere - mehr im tradiotionellen duktus der dienenden magd, in einer halb kniehenden haltung, die beine noch in der bet-haltung verhaftet, aber den oberkörper schon dem engel zugewandt der hinter ihr steht.
in der zerissenheit der bewegung , der ver-drehung der körperhaltung (ich hab gerade zu meinen gott gebetet und dann kamst du) steckt viel von der unausgesprochenen unsicherheit (was wenn du der verführer bist? ).
die arme beschwichtigend gesenkt, abwehrend, bittend diesen kelch vorübergehen zu lassen.

der engel, traditionelle attribute, schwingen und lilie.
teile seins gewandes sind transparent, als ob man seine form nicht mal mit den augen ganz abgegrenzt zu erfassen vermag.
sein name ist gabriel, aber sein gesicht ist alles andere als männlich, sein haar offen. (btw: nach der christlichen ikonografie wird maria magdalena mit offenen haar dargestellt, als hinweiß auf ihren liederlichen lebenswandel. Ebenso haben engeln fast immer offenes haar: ob das jetzt bedeutet das maria magdalene in wirklichkeit ein engel war, engel einen liederlichen lebenswandel pflegen oder ob engel huren mir flügel sind bleibt vorerst offen)

auffallend ist die körperhaltung des engels, weil er wie ein geprügelter hund vor maria kauert, nichts strahlendes herrschaftliches, ein diener seines herren der die drecksarbeit machen muss (und der genau jetzt seinen job so unendlich hasst), der sich wie ein hund hinwirft, den rücken gebeugt, den kopf erhoben, die hand beschwichtigend gehoben (hab keine angst maria), sein gesicht nicht eine verkündigung sondern eine bitte, ein flehen....ängstlich weil er weiß, dass maria auch "nein" sagen könnte, und es dann er wäre der es vergeigt hätte, aber gleichzeitig weiß er was er diesem mädchen damit jetzt gerade antut (und die tasache, dass er ein engel ist, bewahrt ihn nicht dafür sich selbst dafür zu hassen, oder den der ihn geschickt hat).

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